Ein Herzinfarkt kommt für die meisten Menschen plötzlich und wie aus heiterem Himmel. Nach wie vor hält sich ein Vorurteil hartnäckig in den Köpfen vieler: Nur die Herzen gestresster Manager, langjähriger Raucher oder von Menschen im höheren Alter können streiken. Dabei trifft der Herzinfarkt jährlich rund 300.000 Menschen in Deutschland – Männer wie Frauen. Der wichtigste Risikofaktor dafür ist die koronare Herzkrankheit (KHK), bei der ein oder mehrere Herzkranzgefäße verengt sind und durch ein Blutgerinnsel verschlossen werden.

Ein Herzinfarkt ist immer ein Notfall, bei dem Sie schnell handeln müssen – bei Verdacht rufen Sie unverzüglich einen Notarzt unter 112! Erste Hilfe ist lebensrettend: Sonst wird das Herz nicht mehr ausreichend durchblutet, erhält zu wenig Sauerstoff und Nährstoffe, und das Herzmuskelgewebe stirbt ab. Jeder Herzinfarkt kann – unabhängig von der Art der Symptome – jederzeit und ohne weitere Vorankündigung in einen plötzlichen Herzstillstand münden. Er ist also lebensgefährlich.

Ein Risiko: Oft werden die Symptome eines akuten Herzinfarktes nicht richtig gedeutet. Das gilt besonders bei Frauen, weil diese oft andere und eher untypische Frühwarnzeichen entwickeln als Männer. Dabei gilt: Ein Herzinfarkt ist keineswegs nur Männersache – auch Frauen sind davor nicht gefeit.

Herzinfarkt – typische Symptome

Einige Alarmsignale deuten darauf hin, dass ein Herzinfarkt droht. Diese Symptome sollte jeder Mensch kennen und schon beim ersten Verdacht sofort einen Notarzt verständigen. Typische Symptome sind:

  • Starke Schmerzen, besonders im Brustkorb, aber oft auch nur hinter dem Brustbein. Die Schmerzen halten mindestens fünf Minuten an, bessern sich nicht in Ruhe und strahlen oft in andere Körperregionen aus: in die Arme, den Oberbauch, Rücken (zwischen die Schulterblätter), Halsbereich und Kiefer.
  • Heftiges Brennen: Die Schmerzen in der Brustgegend erleben manche auch als stark brennendes Gefühl.
  • Massive Brustenge: Viele verspüren ein heftiges Druck- oder Einschnürungsgefühl im Herzbereich. Folgendes beschreibt die Brustenge vermutlich ganz gut: Als würde ein Elefant auf der Brust sitzen.
  • Atemnot
  • Angstschweiß, Todesangst
  • kalt, blasse und fahle Haut
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Schwindel
  • Schwächegefühl oder Bewusstlosigkeit

Ein Herzinfarkt kann aber auch ohne jegliche Symptome verlaufen. Dann sprechen Ärzte von einem stillen oder stummen Herzinfarkt. Oft wird die Diagnose Herzinfarkt dann erst nach Tagen, Wochen oder Jahren durch ein EKG bekannt. Außerdem sind die Herzinfarkt-Symptome individuell sehr verschieden. Wer schon einmal einen Herzinfarkt durchgemacht hat, muss beim nächsten Mal nicht zwangsläufig die gleichen Symptome entwickeln.

Herzinfarkt-Symptome – bei Frauen oft anders

Das Immunsystem wird bei Frauen wesentlich durch das weibliche Hormon Östrogene aktiviert.

Ein Herzinfarkt bei Frauen äußert sich oft anders als bei Männern. Die Warnzeichen sind eher unspezifisch und kommen auch im Rahmen anderer „harmloser“ Krankheiten vor. Folgende Alarmzeichen zeigen sich manchmal bei Frauen:

  • Luftnot und starke Kurzatmigkeit – Frauen bekommen dann oft nur schlecht Luft, selbst wenn sie sich körperlich kaum anstrengen.
  • Schmerzen im Oberbauch, Übelkeit und Erbrechen kommen bei Frauen häufiger vor als bei Männern.
  • Statt starker Schmerzen verspüren Frauen öfters ein Druck- oder Engegefühl im Brustbereich als Männer.

Diese unterschiedlichen Beschwerden sind auch der Grund, warum der Herzinfarkt bei Frauen häufiger übersehen wird. Viele Frauen nehmen die Herzinfarkt-Anzeichen nicht ernst, warten erst einmal ab, treffen dann oft verspätet in der Klinik ein. Die betroffene Person erhält daher keine rechtzeitige Behandlung.

Dazu kommt, dass der Herzinfarkt bei Frauen oft in späteren Lebensjahren auftritt als bei Männern. Der Grund ist, dass das weibliche Herz bis zu den Wechseljahren vergleichsweise gut durch die Östrogene geschützt ist. Nimmt die Produktion dieser weiblichen Geschlechtshormone mit dem Alter ab, entwickeln Frauen ab dem 60. Lebensjahr gehäuft eine koronare Herzkrankheit. Männer bekommen die KHK oft schon viel früher.

Deshalb gilt für Frauen: Rufen Sie immer umgehend den Notarzt, falls solche unspezifischen Beschwerden in einem zuvor noch nie erlebten Ausmaß auftreten.

Mehr Frauen als Männer sterben an Herzkrankheiten

Laut Umfragen fürchten Frauen am meisten eine Krebserkrankung. Vor einem Herzinfarkt glauben sie sich dagegen gut geschützt. Dabei sind bei ihnen Herzinfarkt und Schlaganfall die häufigsten Todesursachen. Bei Männern sinkt die Sterblichkeit aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen seit einigen Jahren kontinuierlich. Bei Frauen nimmt diese jedoch nur in geringerem Maße ab und steigt sogar zwischen dem 40. und 55. Lebensjahr an. Als Ursache vermuten Ärzte, dass immer mehr Frauen rauchen.

Frauen mit Herzklappenkrankheiten, Herzrhythmusstörungen und Herzschwäche haben offensichtlich eine ungünstigere Prognose als Männer mit diesen Erkrankungen. Risikofaktoren sind auch Herz-Kreislauferkrankungen wie Angina pectoris, Bluthochdruck und hohe Cholesterinwerte. Betroffene sollten ganz besonders auf Ihr Herz achten!

 

Herzinfarkt – für Frauen riskanter

Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden bei Frauen immer noch unterschätzt, das betont die Deutsche Herzstiftung. Mit mehr als 180.000 Sterbefällen pro Jahr sind dies die häufigste Todesursache bei Frauen. 18.000 starben laut Todesursachenstatistik 2021 an einem Herzinfarkt. Herzinfarkte sind für Frauen bedrohlicher als für Männer. Ein Team der Technischen Universität München (TUM), einer Mitgliedseinrichtung des DZHK, hat herausgefunden, dass Frauen insbesondere im ersten Jahr nach einem Infarkt einem deutlich höheren Risiko ausgesetzt sind, zu sterben, als Männer mit vergleichbarer Krankengeschichte.

Herzinfarkt – 6 Tipps für den Notfall

Wenn Sie folgende sechs einfache Punkte beherzigen, handeln Sie bei einem Herzinfarkt richtig!

  1. Handeln Sie sofort, wenn sie auch nur den geringsten Verdacht auf Herzinfarkt haben. Warten Sie auf keinen Fall ab – auch nicht nachts oder am Wochenende –, ob sich die Symptome wieder bessern. Bleiben Sie aber ruhig.
  2. Rufen Sie den Rettungsdienst unter 112 und nicht den Hausarzt, Angehörige oder Freunde.
  3. Sagen Sie dem Rettungsdienst, dass Sie den Verdacht auf einen Herzinfarkt hegen – der Rettungswagen kommt sofort. Geben Sie dem Rettungsdienst Ihren Namen, die Adresse und Telefonnummer.
  4. Beenden Sie das Gespräch mit dem Rettungsdienst niemals selbst, auch nicht, wenn Sie aufgeregt sind. Warten Sie immer eventuelle Rückfragen ab.
  5. Wählen Sie die Nummer des Rettungsdienstes 112, nicht die des ärztlichen Not- oder Bereitschaftsdienstes. Dieser ersetzt nur den Hausarzt an Wochenenden, Feiertagen oder in der Nacht. Es dauert viel zu lange, bis Hilfe kommt.
  6. Lassen Sie sich nicht von Angehörigen oder Freunden in die Klinik fahren und setzen Sie sich auch keinesfalls selbst ans Steuer. Ein Rettungswagen ist für Herzinfarktpatienten ausgestattet und Notärzte beginnen schon dort mit der Behandlung. Zudem ist er mit Blaulicht schneller in der Klinik.